Kreative Blockaden – ein holistischer Blick
Alles ist miteinander verbunden
Wenn du kreativ blockiert bist, suchst du den Fehler wahrscheinlich bei dir, was sehr frustrierend sein kann und auch nicht ganz fair dir selbst gegenüber ist.
Mit kreativer Blockade meine ich nicht eine kurze unkreative Periode, das ist der ganz normale Zyklus der Kreativität, niemand sprudelt permanent vor Ideen. Ich meine ein länger andauerndes Gefühl von Lähmung und Getrenntsein - die Ahnung, dass die Ideen irgendwo auf dich warten, du aber keinen Zugang zu ihnen hast.
Kreativität wird in unserer Kultur als etwas extrem Individuelles betrachtet.
Kreative Menschen werden als Einzelpersonen für ihre Ideen gefeiert, selten denkt man daran, auch ihr Umfeld zu betrachten. Welchen Einfluss haben die Eltern, die Lehrer:innen, Freund:innen und andere Künstler:innen, das Land, in dem sie leben, die Kultur, mit der sie aufgewachsen sind?
Im Gegenzug tragen vermeintlich unkreative Menschen diese Bürde auch alleine. Sie finden sich entweder damit ab und überlassen anderen das Entwickeln neuer Ideen oder sie quälen sich mit Selbstzweifeln.
Ich möchte dir einen anderen, ganzheitlichen, Blick auf Kreativität vorschlagen: Aus eigener Erfahrung und Gesprächen, die ich seit Jahrzehnten mit anderen Fotograf:innen und Designer:innen führe, bin ich davon überzeugt, dass kreative Blockaden meistens systemische Ursachen haben.
Wir leben in einer individualistischen und wettbewerbsorientierten Gesellschaft. Schon in der Schule lernen wir, dass wir besser sein müssen als unsere Freunde, um gute Noten zu bekommen. Das geht in der Ausbildung und im Beruf so weiter, bis wir irgendwann an dem Punkt sind, unsere künstlerische Arbeit mit der anderer Künstler:innen zu vergleichen.
Wie absurd ist das?
Ist nicht das Schöne und Besondere an der Kunst, dass sie uns ganz unterschiedliche, persönliche und überraschende Perspektiven eröffnet?
Wäre es nicht viel schöner, uns gegenseitig dabei zu unterstützen, unsere ganz eigene Sprache zu finden, anstatt miteinander zu konkurrieren? Wir alle haben unseren eigenen Blick auf das Leben, unsere eigene Geschichte zu erzählen und können damit andere bereichern.
Wenn wir uns selbst und andere Künstler:innen als das sehen könnten, was wir sind: wundervolle, einzigartige Geschöpfe, die hier und jetzt leben, um das zu geben, was nur wir geben können, dann würden wir auch sehen, was uns miteinander verbindet: Unsere Liebe für das Leben in seinen unterschiedlichen Ausdrucksformen. Diese Liebe, die wir durch die Fotografie ausdrücken, die wir in unserer Arbeit sichtbar machen wollen und die uns antreibt, immer besser zu werden.
Dann würden wir auch erkennen, dass wir in einem wunderbaren Netz aufgehoben sind und nicht alleine.
Wir sind mit allen und mit allem verbunden. Als Menschen und Kreative sind wir keine Inseln.
Wir haben eine Vergangenheit und leben in einer Gegenwart mit einem kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Umfeld. Wir haben Beziehungen zu Familie, Freund:innen, Nachbar:innen, Kolleg:innen, Kund:innen. Wir sind ein Teil des ökologischen Systems, wir leben mit und in der Natur, die Jahreszeiten und das Wetter beeinflussen unseren Alltag, unsere Wahrnehmung und letztlich auch unsere Fotografie.
Wenn wir diese Verbundenheit nicht spüren, fühlen wir uns isoliert, was auch unsere Kreativität blockieren kann. Dann betrachten wir andere Kuenstler:innen vielleicht als Konkurrenz oder wir glauben, uns von allem distanzieren zu müssen, was jemals geschaffen wurde. Es ist kein Wunder, dass wir so nicht kreativ sein können.
Aber wenn wir wissen, dass wir mitten in diesem Netz der lebendigen Verbundenheit leben, bereichert es auch unsere Arbeit als Fotograf:innen. Dann können wir uns dem Fluss des Lebens anvertrauen, Impulse aus unserem Umfeld annehmen und zu etwas Eigenem verflechten. Im Austausch mit anderen Menschen und der Natur kann die Inspiration frei fließen. Blockaden lösen sich auf.
Unsere Portraits gewinnen an Tiefe und Authentizität, wenn wir eine tiefe Verbindung mit den Porträtierten fühlen und unsere geteilte Erfahrung als Menschen erkennen. Unsere Fotos sind dann nicht nur Abbilder von isolierten Menschen und Momenten, sondern auch Ausdruck unserer Verbundenheit mit der Welt.
Fotografie ist kein isolierter Akt, sondern verbunden mit allem Leben: unseren Beziehungen, unserer Geschichte und den Rhythmen der Natur.
Durch unsere Fotos können wir Geschichten sichtbar machen, die nicht nur das individuelle Leben eines Menschen oder einer Familie, sondern auch ihre Kultur, ihr soziales Umfeld, eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Ortes abbilden.
Wenn wir soziale und politische Realitäten nicht aus unserer Arbeit ausklammern, können wir sogar dazu beitragen, gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen und eine Stimme für diejenigen zu sein, die oft ungehört bleiben.
Auch wenn wir Landschaften oder die Natur fotografieren, führt das Gefühl der Verbundenheit zu tieferen und berührenderen Fotos. Anstatt die Natur als passive Kulisse zu betrachten, erfahren sie dann als lebendige Kraft und können sie mit mehr Tiefe und Authentizität abbilden.
Die Natur selbst zeigt uns auf perfekte und elegante Weise, dass alles miteinander zusammenhängt, voneinander abhängig ist und einander unterstützt.
Der Kreislauf des Lebens, mit seinen Jahreszeiten, den aktiven und den ruhigen Phasen ist ein Spiegel für den Zyklus der Kreativität. In unseren Retreats arbeiten wir deshalb eng mit der Natur und in der Gruppe zusammen. Es ist ein beruhigendes und sinnstiftendes Gefühl, wenn man mit etwas Größerem verbunden ist als der eigenen individuellen Existenz. Der Korkeichenwald, der Gesang der Vögel, die Schmetterlinge, der Wind und das Meer erzählen ihre Geschichten, die sich mit den Erlebnissen der angereisten Fotograf:innen zu einer Geschichte des Lebens zusammenfinden.
Wir ermuntern die Fotograf:innen, sich gegenseitig zu inspirieren, ja sogar, ihre Ideen miteinander zu teilen. Es ist wunderschön, zu sehen, wie sie einander helfen, jede auf ihre Art ihre unterschiedlichen Visionen umzusetzen.
Es ist genug für alle da, in der Natur und in der Fotografie. Unsere Verbundenheit zu spüren, kann uns ganz viel Sicherheit und ein Gefühl von Sinnhaftigkeit geben.
Die kreativen Blockaden lösen sich dann wie von selber auf.
Intuit-Retreat
Intuit ist eine einzigartige Kombination aus Fotografie-Workshop und Selbstreflexion in der Natur. Im Kontakt mit der Natur und im Austausch in der Gruppe wirst du auf vielfältige Weise gespiegelt. Du entdeckst deine ganz individuelle Kreativität, die sich nicht aus Äußerlichkeiten speist, sondern aus dem Vertrauen in die Kraft deiner Intuition.
Element-Retreat
Geleitet von den Elementen Feuer, Erde, Wasser und Luft erforschen wir im Element-Retreat das kreative Potenzial der Fotografie. Du lernst Methoden kennen, um deine Ideen zu sortieren und zu präsentieren und erarbeitest in Zusammenarbeit mit der Gruppe ein eigenes künstlerisches Projekt.